Natürlich ist die Verbandsrunde das Herzstück einer jeden Saison, doch sollte das Beste immer zum Schluss kommen und so werfen wir unseren Blick zuerst auf das schmückende Beiwerk.
Turniere:
Da wären zum einen die Vereinsmeisterschaften: Der Terminkalender des WTB gab ein freies Wochenende außerhalb der Ferien nicht her und so kam es, wie zu befürchten war, zu einer sehr geringen Beteiligung. Trotzdem ereignete sich am Wochenende des 29. und 30. Juli ein (Vereins-)Historisches Ereignis. Nicht der Sieg von Sportwart Christian Vester in der Einzelkonkurrenz, sondern das, was sich im Finale der Doppelkonkurrenz abspielte. Nach einer spannenden und phasenweise hochklassigen Partie setzten sich Simon Merkel und Markus Kolein gegen Winfried Vester/Bernd Wolfinger durch und fügten dem Birkenfelder Urgestein somit die erste Niederlage bei Doppelvereinsmeisterschaften seit 1977! zu. Kleine Info für Historiker: damals spielte er an der Seite von Dieter Müller und die Gegner hießen Richard und Manfred Cermak.
Auch der Birkenfelder Cup wurde 2017 im Erlach ausgetragen, litt aber unter schlechtem Wetter und einer relativ geringen Resonanz. Der Sieg blieb auf heimischem Gefilde, dennoch gilt es, über die Zukunft des Konzeptes nachzudenken.
Die inzwischen 14. Mixed-Open waren hingegen erneut ein voller Erfolg, was nicht zuletzt auch an der strahlenden Sonne lag. Einziger Wermutstropfen bleibt, dass die A-Konkurrenz seit vielen Jahren fest in fremder, zumeist Pforzheimer Hand zu liegen scheint.
Verbandsspiele:
Und nun zum Herzstück. Verrückt eigentlich, dass sich ein ganzes Jahr Mannschaftstraining, Einzeltraining oder sonstiges Training auf sechs (manchmal sogar nur fünf, oder vier) Wochenenden verdichtet. Aber vielleicht ist es gerade das, was die Faszination und Intensität der Spiele ausmacht. Eine Niederlage ist oft schon genug, um das anvisierte Saisonziel zunichte zu machen. Wenn man sich dann vor Augen führt, wie schwer es oft ist, selbst für diese sechs Spiele eine vollständige Mannschaft zusammenzustellen, wird klar, dass es mit mehr Terminen wohl gar nicht durchführbar wäre. Doch zu harten Fakten: wie also hat sich der TCB dieses Jahr aus der Affäre gezogen? Bereits vor Saisonbeginn gab es einige Veränderungen zu notieren, denn aus der Herren 30 war eine zweite Herren 40 Mannschaft geworden und die Damen 60, der Tatsache Tribut zollend, dass niemand mehr so richtig Einzel spielen wollte, hatten sich zur Saison 2017 abgemeldet, während die Hobbydamen neu dazugestoßen waren.
Der Saisonstart am 7. Mai verlief für viele beteiligte Mannschaften holprig und dieses Bild sollte sich durch die gesamte Spielzeit ziehen. Die Herren 1, in der Bezirksoberliga bisweilen überfordert, mussten am Ende den Abstieg hinnehmen und rissen mit fehlenden Spielern auch die Herren 2 in den Abgrund, die in der Oberligastaffel ohne Leistungsträger an den vorderen Positionen auf verlorenem Posten standen (unrühmlicher Höhepunkt der ersten Mannschaft sicherlich das Abschenken der Doppel in Jettingen). Die Herren 3 um Niklas Fix und Felix Baum schlugen sich besser, hatten ein richtiges Spitzenspiel und landeten am Ende auf Platz drei. Die Damen kamen in der Endabrechnung zwei Plätze weiter unten an, was in ihrer Gruppe jedoch leider den Abstieg bedeutete. Auch den neuformierten Herren 40 2 blieb dieses Schicksal nicht erspart, als Mannschaft mit Perspektive werden sie jedoch daran wachsen. Als zweite der großen, also 6er-Mannschaften gelang es den Herren 40 in einen haarsträubenden Abstiegsspiel gerade so, demselben Verhängnis zu entkommen. MVP der Partie war sicherlich Simon Merkel, der sich trotz großer Schwierigkeiten mit der Schlagschulter durchbiss und im Einzel und Doppel punktete. Ein großer Lichtblick waren die Damen 30, die das Prestigeduell gegen den Dauerrivalen Calmbach/Neuenbürg erneut für sich entschieden konnten und schließlich auf dem zweiten Platz einliefen.
Der ein oder andere Kenner wird jetzt sicher stutzig werden. Fehlt da nicht noch eine Mannschaft? Ja, es fehlt noch eine, aber wie ich schon oben erwähnte, das Beste kommt zum Schluss. Als Autor diverser Berichte in den letzten Jahren war ich immer bestrebt, Geschichten zu erzählen und besser hätte man sich diese Geschichte kaum ausdenken können. Die Herren 55 hatten schon in den vergangenen Spielzeiten von sich reden gemacht und nach zwei Aufstiegen mit dem zweiten Platz im letzten Jahr bewiesen, dass vielleicht, ja vielleicht noch ein Sprung möglich war, wenn alles zusammen kam. Die Auslosung war günstig, denn die andere Gruppe war mit Lomersheim 1 und dem TC Cannstatt stärker besetzt. Die Birkenfelder Gegner waren auf dem Papier alle schlagbar, wenn ein Faktor gegeben war. Die vorderen Vier der Liste Winfried Vester, Bernd Wolfinger, Karl-Heinz Kübler und Kai Bischoff hatten auf jeden Fall fit zu sein, denn das Leistungsgefälle innerhalb der Mannschaft sorgte dafür, dass von den ersten vier Einzeln immer mindestens drei gewonnen werden mussten, um eine Siegchance zu haben. Umgekehrt war es ein Zeichen des großen Zusammenhaltes innerhalb der Truppe, dass sich Ulo Stieler, Huschang Afschar und Achim Schück im Einzel sowie die Doppelspezialisten Richard Cermak und Claus Mündler immer wieder bereit erklärten die Reihen aufzufüllen, oftmals ohne die Aussicht auf eigene Punkte. Der erste Spieltag kam und fast wäre das Unterfangen an der Auftakthürde gescheitert. Der Termin Mitte Mai war nicht jedermanns Sache und so stand das Spiel auf Messers Schneide. Letztlich waren es ein 14:12 mit abgewehrtem Matchball und ein 11:9 im entscheidenden Doppel, die den Ausschlag für Birkenfeld gaben. Danach kam die Einheit ins Rollen und nach zwei weiteren Siegen wartete mit Aidlingen der erste Aufstiegskonkurrent. Die Herren ließen sich nicht aufhalten, doch das auf dem Papier klare 7:2 hätte auch in eine ganz andere Richtung laufen können. Die verletzungsbedingte Aufgabe der Aidlinger Nummer drei und zwei Match-Tiebreaks zu Gunsten von Wolfinger und Bischoff entschieden die Partie. Und so war er da. Der Showdown. Ein echtes Aufstiegsendspiel gegen die Spfr. Stuttgart, unterm Fernsehturm, auswärts, so wie 2014 gegen Zuffenhausen und 2016 gegen die übermächtigen Künzelsauer, nur diesmal eben am letzten Spieltag. Welchem Vorbild würde das Match folgen? Dramaturgisch musste es doch wie 2014 laufen, denn eine Entscheidung schon nach den Einzeln, in welche Richtung auch immer, wäre kein würdiges Ende. Und die Götter schienen ihren Sinn für Dramatik nicht verloren zu haben, denn nach dem ersten Schlagabtausch stand es 3:3. Jetzt nur keine Fehler bei der Aufstellung. Die Stuttgarter hatten ein 2:4 gegen Aidlingen noch umgebogen, man war vor ihrer Stärke im Doppel also gewarnt. Nach einigem hin und her wurde die Verantwortung schließlich an die Big Four übertragen, Vester/Bischoff im ersten und Wolfinger/Kübler im zweiten Doppel. Und so war Ulo Stieler, im dritten Doppel mit Richard Cermak unterwegs, einigermaßen überrascht als er auf die anderen Plätze schaute und beide Doppel 0:5 im Rückstand lagen. Schwer zu glauben, dass sich die Birkenfelder davon erholen würden. Aber sie taten es. Vester/Bischoff kämpften sich Spiel um Spiel heran, holten den verloren geglaubten Satz noch im Tiebreak und gewannen schließlich 7:6/7:5. Wolfinger/Kübler mussten dagegen den ersten Satz abgeben, waren im zweiten Satz zwei Punkte von der Niederlage entfernt und landeten schließlich, wie konnte es anders sein, im Entscheidungssatz. Am Ende eines langen Jahres hing alles, einfach alles, an einem Match-Tiebreak. Nach nervenzerreißenden Minuten fiel man sich dann auf Birkenfelder Seite in die Arme. 2:6/7:5/10:6 stand auf dem Ergebnisbogen, aber wie der Tiebreak ausging, war nicht mehr wichtig, der Sieg, der Aufstieg war geschafft. Württembergliga 2018 war das Ziel. Aber es ist die Reise dorthin, die zählt und wer dabei war, wird sie nie vergessen.
Die Herren 55 (von links nach rechts): Ulo Stieler, Kai Bischoff, Achim Schück, Huschang Afschar, Bernd Wolfinger, Karl-Heinz Kübler, Winfried Vester, Richard Cermak, Claus Mündler